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"Wachet auf, ruft uns die Stimme"
Einen 27. Sonntag nach Trinitatis kennt der Kirchenkalender nur dann, wenn Ostern auf einen Sonntag vor dem 27. März fällt, was bei dieser Gelegenheit die Frage aufwirft: „Wann ist eigentlich Ostern?“
Klar, im Jahr 2021 fiel Ostern auf den 04. April, während das Osterfest im Jahr 2022 am 16. April begangen wird. Die unterschiedlichen Osterdaten sind vom („kirchlichen“) Frühlingsanfang und den Mondphasen abhängig, denn Ostern wird am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. Die Zeitspanne, in der sich der Ostersonntag bewegen kann, liegt somit vom 22. März bis zum 25.April. Ausgehend vom Osterfest verschieben sich die übrigen beweglichen Feiertage, wie z. B. Christi Himmelfahrt, Pfingsten, das Trinitatisfest und Fronleichnam. Auch der Beginn der Fastenzeit am vorgelagerten Aschermittwoch ist unmittelbar vom Ostertermin abhängig.
Interessant ist ein Blick auf die Häufigkeit, mit der die einzelnen Tage zwischen dem 22. März und dem 25. April als Ostersonntag infrage kommen: Während sich die Ostersonntage in der Zeitspanne vom 28.März bis 20. April mit ihrer Vorkommenshäufigkeit von 3,27 bis 3,46% in etwa die Waage halten (einzige Ausnahme ist der 19. April mit 3,87%, weil die Kirche keinen Ostersonntag auf den 26. April legen möchte und daher eine Woche vorzieht,), nimmt die Vorkommenshäufigkeit an den Rändern des Osterkorridors erheblich ab. Bei den Osterterminen im Mittelteil des Korridors führen unterschiedliche Konstellationen von Wochentag und Vollmondnacht zum gleichen Ergebnis (Ein Ostersonntag am 10. April kann durch einen Vollmond an den sechs vorangehenden Tagen definiert werden).
Osterfeste, die auf den Rand des Terminkorridors fallen, nehmen von ihrer Häufigkeit ab, weil die Anzahl der vorhergehenden Vollmondkonstellationen immer weiter abnimmt. Demnach gibt es für einen Ostersonntag am 23. März nur noch zwei Konstellationen (Vollmond am Freitag, den 21. März oder Samstag, den 22. März) , während es für einen Ostersonntag am 22. März nur eine denkbare Konstellation des hierfür bedingenden Vollmonddatums gibt. Die Wahrscheinlichkeit eines Ostersonntags am 22. März liegt mit 0,48% am untersten Punkt der Häufigkeitsskala. Bemerkenswerterweise hatten wir gerade erst im Jahr 2008 einen der frühestmöglichen Ostertermine am 23. März (Häufigkeit 0,95%). Der letzte Ostersonntag am 22. März liegt allerdings deutlich weiter in der Vergangenheit und wurde von keinem heute noch lebenden Menschen erlebt…. Noch weiter entfernt liegt das Jahr in der Zukunft, in dem der nächste Ostersonntag am 22. März fallen wird (Ihr könnt Euch die faszinierenden Daten hierzu selbst ergoogeln). Innerhalb eines wiederkehrenden Zyklus von 532 Jahren gibt es nur 4 Ostersonntage, die auf den 22. März fallen, wobei die Abstände zwischen den Ostersonntagen am 22. März höchst unterschiedlich sind: Während wir alle den nächsten Ostersonntag am 22. März sehr deutlich nicht mehr erleben werden, ist es für Menschen im 24. – 26. Jahrhundert durchaus möglich, in den Jahren 2353, 2437 und 2505 zumindest zwei dieser sehr seltenen Ostertermine „live“ zu erleben.
Zurück zum 27. Sonntag nach Trinitatis, der ja nur dann im Kirchenjahr begangen wird, wenn Ostern auf einen Termin vom 22.-26.03. fällt. Während Ostern den Kirchenkalender als variables Fest bestimmt, liegt der Termin des Weihnachtsfestes fix auf dem 25.12. jeden Jahres. Somit bedarf es zweier Pufferzonen, welche die mal größer bzw. mal kleiner ausfallenden Zeitdifferenzen zwischen den beiden hohen Festen ausgleichen. Eine der beiden Pufferzonen liegt in den „Sonntagen nach dem Epiphanienfest“ am 6. Januar. Je nach Terminierung des folgenden Osterfestes gibt es zwei bis sechs Sonntage nach Epiphanias, wobei der „letzte Sonntag“ nach Epiphanias immer begangen wird. Die andere Pufferzeit im Kirchenjahr liegt an deren Ende, also unmittelbar vor dem ersten Adventssonntag. Ursprünglich gab es in Jahren mit spätem Ostertermin nur 23 Sonntage nach Trinitatis, während früher liegende Ostertermine die Anzahl der Sonntage nach Trinitatis (dem Fest der Dreieinigkeit, gefeiert am Sonntag nach Pfingsten) erhöhen.
Johann Sebastian Bach erlebte in seiner Lebenszeit von 1685 bis 1750 insgesamt fünf frühe Osterfeste vor dem 27. März und somit auch fünfmal einen 27. Sonntag nach Trinitatis. Als er im Jahre 1723 die Stelle des Thomaskantors in Leipzig antrat, hatte er bereits drei dieser seltenen Jahrgänge erlebt. In den ersten Jahren als Thomaskantor schuf er zwischen 1723 und 1726 den Großteil seines Kantatenwerkes, in dem er über vier Jahrgänge fast jeden kirchlichen Feiertag mit mindestens einer Kirchenkantate ausstattete, entweder durch Neukomposition oder durch Umarbeitung älterer Kantaten aus seinen früheren Dienstverpflichtungen. Somit verfügte er ab 1726 über einen reichhaltigen Kantatenfundus, aus dem er in den folgenden Jahren die musikalische Gestaltung der Leipziger Gottesdienste in Thomas- und Nikolaikirche abdecken konnte.
Im Jahr 1731 war es dann zum vierten Mal soweit: Verursacht durch ein frühes Osterfest am 25.03. trat zum ersten Male in seiner Amtszeit als Thomaskantor ein 27. Sonntag nach Trinitatis auf, so dass Bach nun doch noch einmal eine neue Kantate für diesen überaus seltenen Sonntag schaffen sollte. Und auch in diesem Fall ist es die Paradoxie des Lebens, die dieses Leben so spannend und lebenswert macht: Bachs Spätwerk „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ ist eine seiner populärsten Kantaten geworden, womöglich die bekannteste Kantate aus seinem gesamten Schaffenswerk überhaupt! Dies liegt zum einen an dem überaus spannenden und für kontroverse Diskussionen geeignete Evangelium bezüglich der zwölf Jungfrauen (törichte und kluge :-) ), zum anderen an der sehr ausgereiften Kompositionsart eines Routiniers seines Fachs. Mit dieser Kantate komplettierte er seinen Choralkantatenjahrgang aus den Jahren 1724/25 und schuf neben einem wunderbaren, weit ausladendem Eingangschor in Es-Dur im vierten Stück einen seiner bekanntesten Ohrwürmer, in dem der Tenor die zweite Strophe des Chorals „Wachet auf…“ unisono vortragen darf (ebenfalls in Es-Dur).
"Alleluja!"
In seiner verbleibenden Lebenszeit hatte Bach wenigstens noch einmal elf Jahre später im Jahr 1742 die Gelegenheit, diese Kantate an einem 27. Sonntag nach Trinitatis zum Erklingen zu bringen. Wir hingegen müssen uns im 21. Jahrhundert noch ein wenig länger gedulden: Erst in den Jahren 2035 und 2046 wird es wieder 27 Sonntage nach Trinitatis geben (in beiden Jahren fällt das Osterfest auf den 25. März).
Epilog:
Im aktualisierten Kirchenkalender geht es bei der Terminierung des Ostersonntags genau genommen zumindest inhaltlich nicht mehr um die Existenz eines 27. Sonntags nach Trinitatis, da die letzten drei Sonntage aufgrund ihrer überaus starken, für Interpretationen sehr geeigneten, Evangelien quasi "gesetzt" sind. Sie beenden unabhängig vom Ostertermin jedes Kirchenjahr, so dass heutzutage ein früher Ostertermin somit das Evangelium des 24. Sonntags nach Trinitatis im Zeitablauf ermöglicht.
"Ewig in dulci jubilo"
***
Hinweise zum aktuellen Aufführungstermin am 20.11.2021:
Gegenwärtig ist noch nicht geklärt, ob wir die Kantate im Rahmen einer 3G- oder 2G-Veranstaltung aufführen werden. Die unterschiedlichen Alternativen haben folgende Eigenschaften:
3G: Zutritt für Genesene, Geimpfte oder Getestete. Ausgedünnte Bestuhlung im Zuhörerkreis. Anmeldung über die Website der KWG erforderlich. Der Chor singt in reduzierter Besetzung von unten.
"Kein Aug´ hat je gespürt..."
2G. Zutritt nur für Genesene oder Geimpfte: "Dickere Bestuhlung" in der Kirche. Der Chor singt mit allen Genesenen und Geimpften quasi in voller Stärke von oben.
"...Kein Ohr hat je gehört, solche Freude!"
Anfahrtsbeschreibung:
"Berlin Zoologischer Garten"
RE 1,2,7, RB 14,21,22
"Zoologischer Garten"
S5, S7, S75, U2
"S+U Zoologischer Garten"
M45, M49, X9, X10, X34, Bus 109, 110, 204, 245, 249
"Kurfürstendamm"
U1, U9
"Europa-Center"
M19, M29, M46
"Breitscheidplatz"
Bus 100, 200
VBB - Alles ist erreichbar!
Kosten
keine
Teilnehmer 9 (2 Männer und 7 Frauen )
Max. Teilnehmer Keine Teilnehmerbegrenzung
Max. Begleitpersonen 2
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